Am Montag haben wir bereits über ein großartiges Projekt berichtet, das versucht CO2-Emissionen zu kompensieren. Wir möchten ein weiteres vorstellen, das sich ebenfalls mit der Kohlenstoffbilanzierung auseinandersetzt: Syntropyc, dem Gewinner des ClimateHack 2021.
Alexandre Franco, Ben James und Michael Mathres sahen die Teilnahme beim ClimateHack als große Chance, um schon sehr früh mit Investor*innen in Kontakt zu treten. Zudem versprach die Veranstaltung ein qualitativ hochwertiges Mentoring, die Möglichkeit tolle Mitgründer*innen zu finden und die Chance, schnell ein Geschäftsmodell mit echtem Umwelteinfluss und finanziellen Erträgen aufzubauen. Getroffen haben sich die drei erst im Team-Matching Prozess zu Beginn des Hackathons.
Die aus Brasilien, Schweiz und England stammenden Gründer haben vor allem aus dem ClimateHack mitgenommen, dass Kohlenstoffbilanzierung ziemlich knifflig sein kann, da es relativ neu ist. Daher war es für den Aufbau ihres Geschäftsmodells sehr wichtig, die Feinheiten des Modells zu kennen. Unter Kohlenstoffbilanzierung versteht man, Verantwortung für den CO2-Fußabdruck zu übernehmen.
Für den Klimaschutz bildet die CO2-Bilanz die Basis. Diese misst die Emissionen eines Unternehmens, einer Einzelperson, einer Dienstleistung oder eines Produktionsprozesses. Das bedeutet, auf die verbrauchte Energie und die genutzten Ressourcen zu achten, ihre Beschaffung zu berücksichtigen und Maßnahmen gegen die Umweltbelastung zu ergreifen, um so letztendlich klimaneutral zu werden.
Aber was ist eigentlich Syntropyc?
Syntropyc ist ein Impact-Startup, dass sich den schnell wachsenden CO2-Markt zunutze macht, um den Start der syntropischen Landwirtschaft für Familienbauern in Brasilien zu finanzieren. Mit einer nachhaltigen Agroforstplattform, unterstützt es die lokalen Landwirt*innen mit Kapital und Wissen, damit sie Lebensmittel produzieren, Bäume pflanzen und die SDGs positiv beeinflussen können. Der CO2-Markt garantiert einen qualitativ hochwertigen Kohlenstoffausgleich und gleichzeitig finanziert das Startup die Einrichtung und die Unterstützung der Familienbauern in den ersten Jahren. Sie schaffen sich mit der syntropischen Landwirtschaft eine stabile Einnahmequelle und speichern dabei eine Menge Kohlenstoff.
Syntropische Landwirtschaft ist ein Zusammenspiel verschiedener Pflanzen und Organismen, die sich gegenseitig schützen und ihre Nährstoffe zur Verfügung stellen. Es handelt sich um Mischkulturen. Ihre Grundstruktur ist ein Agroforst, da die Bäume und Gräser eine Verbesserung der Bodenqualität und der Feuchtigkeit liefern. Bäume dienen als Windschutz und erhöhen die Luftfeuchtigkeit. Das unter den Bäumen angebaute Gemüse, Obst und Getreide sorgt für Fruchtbarkeit und Widerstandsfähigkeit und fördert die Biodiversität.
Wie wird der Kontakt mit den Farmern hergestellt?
In den ersten Jahren von Syntropyc werden wir aktiv auf die Farmer zugehen. Gleichzeitig wird es wichtig sein, die Rahmenbedingungen zu optimieren, um die positiven Effekte für die Landwirt*innen und den Planeten zu maximieren. Ziel ist es, bald eine Plattform zu haben, auf der sich die Landwirt*innen anmelden und um eine Finanzierung bewerben können.
Welchen Vorteil bietet Syntropyc?
Wir verwenden modernste Techniken, um die Rate der Kohlenstoffabscheidung aus der Luft zu maximieren und den Kohlenstoffverlust aus dem Boden zu minimieren. So ist ein hochwertiger Kohlenstoffausgleich garantiert. Da Syntropyc im größten Aufforstungs-Hotspot der Welt angesiedelt ist und mit dem weltweit größten Netzwerk von Fachleuten für syntropische Landwirtschaft zusammenarbeitet, hat das Unternehmen die Möglichkeit, den Betrieb schnell zu skalieren.
Welche der Sustainable Development Goals unterstützt Syntropyc?
Neben der Einsparung von Treibhausgasemissionen leisten wir einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und erfüllen vier der UN-Nachhaltigkeitsziele. Wir gehen gegen Armut vor, kämpfen gegen Hunger, verfolgen den Klimaschutz und möchten das Leben auf dem Land verbessern.
Was sind Eure nächsten Schritte?
Wir planen die Einrichtung der ersten Pilotprojekte im Nordosten Brasiliens und werden von drei Bauernfamilien auswählen, die am ersten Tag mit der Kohlenstoffspeicherung vor Ort beginnen. Im Anschluss daran werden wir Kapital beschaffen, um das Betriebsteam einzurichten und in die Suche nach Kund*innen für den Emissionshandelsmarkt zu investieren.
Welches Green Tech Start-Up inspiriert Euch am meisten?
Ecosia
Vielen Dank an Euch drei für das Interview. Ein wirklich tolles Projekt und wir wünschen Euch alles Gute für die Zukunft.
CO2-Kompensation ist kein Freifahrtschein, weiter CO2 auszustoßen wie bisher. Um die 1,5 Marke des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, ist es wichtig den eigenen Fußabdruck so gut es geht zu minimieren. Beispielsweise weniger Flugreisen zu unternehmen, die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und Ökostrom oder energieeffizienter Haushaltsgeräte sowie eine nachhaltige Ernährung. In Fällen, in denen sich Emissionen nicht vermeiden lassen, sollten wir einen freiwilligen Beitrag leisten und unseren Fußabdruck kompensieren. Nur so können wir gegen den globalen Klimawandel vorgehen.
Impact Startups wie Syntropyc sind wichtig, um die sozialen und ökologischen Probleme der Welt zu lösen und Emissionen einzusparen.